Fructoseintoleranz

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Blähungen, Durchfall, Kopfschmerzen und Müdigkeit – all das kann bei einer Fructoseintoleranz auftreten. Knapp jeder dritte Mitteleuropäer leidet heutzutage an der Unverträglichkeit von Fruchtzucker. Eine Fructoseintoleranz kann erworben oder vererbt sein, wobei zweitere Form sehr selten auftritt. In diesem Beitrag geht es daher hauptsächlich um die erworbene Fructoseintoleranz. Genau genommen handelt es sich bei dieser Form der Fructoseintoleranz um eine Aufnahmestörung im Darm. Und da haben auch die Darmbakterien ihre Finger im Spiel.

Umstellung der Ernährung?

In weiterer Folge ist ein genauer Blick auf die Ernährung nötig. Oft kann mit einer kleinen Umstellung schon viel erreicht werden. Denn in den meisten Fällen wird die Unverträglichkeit durch eine Überlastung des körpereigenen Fruktose-Transports im Darm ausgelöst. Diese entsteht durch einen schlicht zu großen Konsum des Fruchtzuckers. Wer nun denkt, davon sind wohl nur Menschen betroffen, die zu viel Obst essen, der irrt. Denn Fruktose ist mittlerweile in vielen Lebensmitteln enthalten, in denen man sie kaum vermuten würde. Etwa in Gebäck, Softdrinks oder Fertigprodukten. 

 

Der Fruchtzucker wird in der jüngeren Vergangenheit insbesondere in Form des aus Mais gewonnenen Fruktose-Glukose-Sirups von der Industrie immer häufiger als Süßungsstoff in Lebensmitteln verwendet. Dadurch überschreiten viele unbewusst die für unseren Körper bewältigbare Tagesdosis. Eine Reduktion der fructosehaltigen Lebensmitteln kann also eine recht einfach umsetzbare Hilfe bei bestehender Unverträglichkeit sein.
Zusätzlich sollte bei der Ernährung auch auf den generellen Zustand der Darmflora geachtet werden. Will man sie gesund halten, sollte man auf fettreiche, zuckerhaltige und ballaststoffarme Kost verzichten.

 

WAS IST FRUCTOSE?

 

Fructose, besser bekannt als Fruchtzucker, ist ein Einfachzucker (Monosaccharid). Die Gruppe der Einfachzucker, zu denen übrigens auch die Glukose (Traubenzucker) gehört, sind die kleinste Zuckereinheit und daher nicht weiter auftrennbar. Einfachzucker bilden das Fundament von Kohlenhydraten. Verbinden sich zwei Einfachzucker miteinander, entstehen so genannte Zweifachzucker, auch Disaccharide genannt. Ein Beispiel dafür ist Haushaltszucker, der aus einer Verbindung von Fructose und Glucose besteht.

 

VORKOMMEN

 

Fructose ist natürlich in Obst- und Gemüsesorten enthalten. Besonders fructosehaltig sind etwa Datteln, Äpfel, Weintrauben, Birnen, Paprika, Kohlgemüse und Rüben sowie sämtliche Trockenfrüchte. Viel heimtückischer ist jedoch der versteckte Fruchtzucker. Denn die Industrie hat ihren Gefallen an ihm gefunden und verwendet ihn als Süßungsmittel. Das ist insbesondere bei Light-Produkten der Fall. Aber auch Fruchtsäfte, Softdrinks, Honig, Müsli, Fruchtjoghurts, Gebäck, Saucen oder Fertigprodukte können Fructose enthalten – häufig in Form eines mit Fruchtzucker angereicherten Sirup aus Maisstärke.

 

GESUNDHEITLICHE AUSWIRKUNGEN

 

Wie bei so vielem macht auch bei der Fructose die Dosis das Gift. Studien zeigen, dass ein Zuviel an Fruchtzucker mit Übergewicht, erhöhten Blutfettwerten, Diabetes Typ 2, Bluthochdruck sowie der Entstehung einer Fettleber in Zusammenhang gebracht werden kann. Grund dafür: Fructose wird im Körper direkt in Fett umgewandelt und gespeichert. Zudem verhindert sie die Fettverbrennung und blockiert das Sättigungsgefühl.

 

Symptome der Fructoseintoleranz?

Eine Fruchtzuckerunverträglichkeit äußert sich in erster Linie durch Beschwerden des Verdauungstraktes nach dem Verzehr von fructosehaltigen Lebensmitteln. Folgende Symptome sind typisch für eine Fructoseintoleranz:

 

  • Blähungen
  • aufgeblähter Bauch
  • Bauchschmerzen
  • Durchfall
  • Übelkeit

Neben den klassischen Beschwerden können bei einer Fructoseintoleranz auch sekundäre Symptome auftreten. Das sind:

 

  • Müdigkeit
  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • erhöhte Infektanfälligkeit
  • Depression
  • Mangel an Vitaminen und/oder Spurenelementen, insbesondere Folsäure und Zink
  • bakterielle Fehlbesiedelung des Dünndarms
  • Reizdarmsyndrom
 

Was ist eine Fructoseintoleranz?

Schätzungen zufolge leidet rund ein Drittel der Menschen in Mitteleuropa an einer Nahrungsmittelunverträglichkeit in Zusammenhang mit Fruchtzucker. Diese wird umgangssprachlich als Fructoseintoleranz bezeichnet. Richtigerweise handelt es sich in den meisten Fällen allerdings um eine Fructosemalabsorption. Der Darm hat Probleme mit der Aufnahme des Fruchtzuckers. Doch wie kann es zu diesen Problemen kommen?

 

Nehmen wir Fruchtzucker zu uns, gelangt dieser vom Magen in den Dünndarm. Dort wird die Fructose durch die Darmwand geschleust und über das Blut in die Leber transportiert, wo sie verstoffwechselt wird. Enzyme bauen die Fructose zu Fett (Triglyceride) um. Ein großer Teil davon wird in der Leber gespeichert, ein weiterer wieder an das Blut abgegeben.

Doch zurück zum Darm: Dort stellt der Körper der Fructose ein Transportsystem aus Eiweißen zur Verfügung, das den Einfachzucker aus der Nahrung aufnimmt und durch die Darmwand schleust. 

 

Es heißt GLUT5. So, wie ein Bus mit vielen Fahrgästen voll wird, sind auch die Kapazitäten unseres körpereigenen Transportsystems irgendwann erschöpft. Das geschieht bei einem gesunden Darm nach 30 bis 40 Gramm Fruktose pro Tag. Essen wir nun aber mehr Fruktose, kann diese im Dünndarm nicht mehr aufgenommen werden, sondern wird in den Dickdarm weitergeschickt. Dort stürzen sich die Darmbakterien auf den Zucker.

 

Ein Gärungsprozess beginnt, durch den Alkohol, Kohlendioxid, Wasserstoff und Fettsäuren entstehen. Diese verursachen die für eine Fructoseintoleranz typischen Symptome wie Blähungen und Durchfall. Wissenschaftler diskutieren derzeit die Rolle der Darmflora, also der Gesamtheit unserer Darmbakterien, in diesem Prozess. Denn je nachdem, welche Bakterien mit dem Fruchtzucker in Kontakt kommen, können auch die Symptome unterschiedlich stark ausfallen.

 

Ursachen einer Fructoseintoleranz

Eine hereditäre Fructoseintoleranz ist genetisch bedingt. Bei der intestinalen Fructoseintoleranz kommen hingegen mehrere Ursache infrage:

 

  • Dysbiose der Darmflora
  • zu viel Fruktose in der Nahrung – die Transportsysteme im Darm können die Menge nicht bewältigen
  • das Transportsystem arbeitet eingeschränkt und kann nur geringe Mengen Fruktose bewältigen
  • Entzündungen in der Darmwand die Schleimhaut. Davon ist auch das Transportsystem betroffen.
  • die Nahrung passiert den Dünndarm zu schnell. Die Zeit reicht nicht, um die Fruktose aufzunehmen.
 

INTESTINALE (ERWORBENE) FRUCTOSEINTOLERANZ

 

Der Großteil der Betroffenen einer Fructoseintoleranz leidet und dieser erworbenen Form. Sie bildet sich üblicherweise erst bei Jugendlichen oder Erwachsenen aus. Meistens können gewisse Fructosemengen selbst bei vorliegender Unverträglichkeit problemlos gegessen werden. Denn die Ursache liegt meist nicht an der Fructose selbst, sondern an einem Zuviel an Fructose. Selbst ein gesunder Darm kann nur begrenzte Mengen an Fructose aufnehmen. Der Transport des Fruchtzuckers im Körper kann also überlastet sein. Oder aber er ist gänzlich gestört. Das kann etwa infolge von Magen-Darm-Infektionen, der Einnahme von Antibiotika oder bei einer Fehlbesiedelung im Dünndarm der Fall sein. Auch großer Stress kann eine vorübergehende Fructoseunverträglichkeit auslösen.

 

HEREDITÄRE (VERERBTE) FRUCTOSEINTOLERANZ

 

Diese Form der Fruchtzuckerunverträglichkeit tritt sehr selten auf. Sie ist genetisch bedingt und tritt bereits nach der Geburt auf. Ein Erwachsener kann die Krankheit nicht mehr entwickeln. Es handelt sich dabei um eine Stoffwechselstörung mit Enzymdefekt. Die Fructose wird normal über die Darmschleimhaut aufgenommen und über das Blut in die Leber transportiert. Durch das Fehlen des Enzyms Aldolase B kann die Fructose in der Leber nicht wie üblich vollständig abgebaut werden. Durch den steigenden Fructosegehalt wird Glucose aus dem Blut verdrängt, was zu einem niedrigen Blutzuckerspiegel führt. Dieser Zustand kann bis zur Bewusstlosigkeit führen. Auf lange Sicht kann hereditäre Fructoseintoleranz zu schweren Leber-, Nieren- und Hirnschäden, im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen. Die einzig wirksame Behandlung ist ein lebenslanger strikter Verzicht auf Fructose.

 

Wie wird eine Fructoseintoleranz festgestellt?

Besteht der Verdacht auf eine Fructoseintoleranz kann der behandelnde Arzt einen so genannten Wasserstoff-Atemtest durchführen. Der Patient trinkt auf nüchternen Magen zwischen 25 und 50 Gramm in Wasser aufgelöster Fructose. In einem Abstand von zwei Stunden wird der Gehalt an Wasserstoff im Atem mehrfach gemessen. Steigt dieser signifikant an, deutet dies auf eine Fructoseintoleranz hin. Für eine sichere Diagnose sollte jedoch auch der Methangehalt der ausgeatmeten Luft gemessen werden. Denn manche Betroffene haben im Darm keine Bakterien, die Wasserstoff produzieren. Der Atemtest könnte somit auch bei vorliegender Fructoseintoleranz negativ ausfallen. Auch Methan entsteht, wenn Bakterien die Fructose aufnehmen.

 

FRUCTOSE-SELBSTTEST

 

Betroffene, die glauben an einer Fructoseintoleranz zu leiden, können zunächst einen Selbsttest durchführen. Einerseits durch das Führen eines Ernährungstagebuches, in dem aufgenommene Lebensmittel ebenso wie etwaig auftretende Beschwerden vermerkt werden. Wird der Verdacht konkreter kann der Betroffene in einer so genannten Auslassphase auf fructosehaltige Nahrungsmittel verzichten. Diese Ernährung sollte zumindest über mehrere Tage eingehalten werden. Treten in der Zeit keine Symptome auf, spricht das für eine Fructoseintoleranz. In der nächsten Phase sollten bewusst Lebensmittel mit hohem Fructosegehalt gegessen werden. Liegt eine Fructoseintoleranz vor, werden die Symptome nun zurückkehren. Damit diese eindeutig auf Fruchtzucker festgemacht werden können, sollte darauf geachtet werden, dass die Lebensmittel viel Fructose, dafür aber wenig Glucose oder Sorbit enthalten, da auch diese Zucker eine Unverträglichkeit auslösen können. Die Ergebnisse des Selbsttests sollten auf jeden Fall mit einem Arzt besprochen werden, um weitere Therapieschritte gegen die Fructoseintoleranz einzuleiten und andere Erkrankungen auszuschließen.