Chronischer Durchfall
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In den meisten Fällen beruhigt sich Durchfall so schnell, wie er begonnen hat. Der Körper ist dank ihm den unerwünschten Erreger losgeworden und kann wieder in einen Normalbetrieb übergehen. Doch manchmal hält die Darmverstimmung auch länger als 14 Tage an. Oder sie setzt kurzzeitig aus, kommt aber immer wieder. Dann sollte die Durchfallerkrankung keinesfalls mehr auf die leichte Schulter genommen werden.
Jede Diarrhö beginnt zunächst akut. Dementsprechend können Maßnahmen zur Hilfe bei akutem Durchfall durchaus zur Linderung der Beschwerden angewandt werden. Der massive Flüssigkeitsverlusts muss mit Wasser, Tee und Elektrolytgetränken ausgeglichen werden, da es sonst zu einer Austrocknung kommen kann. Speziell bei anhaltender oder chronischer Diarrhö besteht aber die wichtigste Maßnahme in einer umfangreichen Anamnese und Diagnostik. Der Stuhl kann dabei als wertvolle Informationsquelle dienen. Stuhldiagnostik gibt Auskunft über mögliche Infektionen mit Bakterien, Viren, Parasiten, Würmern und Pilzen. Auch Entzündungen, Allergien, Unverträglichkeiten, der Mangel an Verdauungssäften und die Zusammensetzung des Mikrobioms (Summe der Darmbakterien) lassen sich mit einer Analyse des Stuhls bestimmen.
Nach einer Interpretation des Befundes, können zielgerichtet wirksame Maßnahmen getroffen werden. Besteht etwa eine Glutenunverträglichkeit, führt die Vermeidung von weizenhaltigen Lebensmitteln zu einer Linderung der Durchfall-Symptome. Ergibt die Analyse eine Fehlbesiedelung des Darms bietet sich neben der Hinterfragung der Lebensumstände und der Ernährung eine ergänzende Probiotika-Kur an. Das Probiotikum “Darm Balance Forte” unterstützt etwa bei bestehenden entzündlichen Prozessen, “Darm Repair” wiederum hilft bei stressbedingten Durchfällen.
Da Diarrhö an sich nur ein Symptom ist, gibt es nicht die eine Ursache. Je nach Dauer, Art des Durchfalls und Begleitsymptomen kann der Grund spätestens durch eine ärztliche Untersuchung festgestellt werden. Bei chronischem Durchfall können folgende Ursachen vorliegen:
Chronische Entzündungen des Darms sind eine häufige Ursache für chronischen Durchfall. Sie entstehen etwa durch Allergien oder Unverträglichkeiten. Gluten beispielsweise ist in den meisten Getreidesorten enthalten und führt bei empfindlichen Menschen zu Darmentzündung und Durchfall.
Diese Unverträglichkeiten und Allergien können Durchfall auslösen:
Saccharoseintoleranz
Eine gesunde Ernährung und industriell gefertigte Lebensmittel passen so wenig zusammen, wie Sommer und Schnee. Das ist längst bekannt. Doch dass einzelne Inhaltsstoffe zu einer Vielzahl an Beschwerden, darunter auch chronischen Durchfällen führen können, wissen nicht viele. Das deutsche Bundesamt für Risikobewertung hat Lebensmittelchemikalien in einer Übersicht zusammengefasst und hinsichtlich ihrer möglichen Nebenwirkungen bewertet.
Durchfall scheint bei folgenden Zusatzstoffen auf:
E 312
Unser Darm ist Lebensraum für einige Billionen von Bakterien, die uns gute Dienste erweisen. Sie helfen uns bei der Verdauung, produzieren Vitamine und sind Basis unserer Immunabwehr. Die Summe unserer Bakterien wird als Mikrobiom bezeichnet. Es ist so individuell wie der Mensch selbst. Deshalb ist es schwer, pauschal zu sagen, wie die Zusammensetzung des Mikrobioms auszusehen hat. Was man aber weiß: Es gibt gute Bakterien, die uns unterstützen und schlechte Bakterien, die uns schaden. Solange die Darmflora ausgeglichen ist und gepflegt wird, haben die guten Bakterien die Oberhand. Gerät die Darmflora aus dem Gleichgewicht, können sich vermehrt schlechte Bakterien ausbreiten. Auch die Ansiedlung von Pilzen und anderen Parasiten wird dann begünstigt. Man spricht von einer Fehlbesiedelung. Spielt sich diese im Dünndarm ab, können etwa Milchsäurebakterien dahinter stecken. Sie greifen in den Verdauungsprozess ein und verursachen Blähungen und Durchfall. Die Beschwerden vieler Betroffener werden als Reizdarm klassifiziert.
Nicht nur im Dünndarm, vor allem im Dickdarm, wo die meisten Darmbakterien leben, kann es zu Fehlbesiedelungen kommen, die sich in Form von Verdauungsproblemen wie Diarrhö äußern.
Eine spezielle, oft vernachlässigte, Ursache für Durchfall sind Infektionen mit Hefepilzen, etwa dem Candida-Pilz. Er siedelt sich in oder am Körper an. Unter anderem kann der Candida Pilz im Darm einen neuen Lebensraum finden. Trifft er auf nahrhaften Boden, vermehrt sich der Hefepilz. Das fällt zunächst nicht auf. Vermehrt sich der Pilz jedoch übermäßig, löst er diverse Symptome und Krankheitsbilder aus. Dabei kann er zu wiederkehrenden Durchfällen genauso wie zu chronischer Verstopfung führen.
Divertikulitis:
Der Darm kann Ausstülpungen, so genannte Divertikel, bilden. Grundsätzlich stellen sie kein Problem dar. In manchen Fällen jedoch entzünden sich die Ausstülpungen. Dann spricht man von einer Divertikulitis. Sie kann in unregelmäßigen Abständen zu Beschwerden führen oder chronisch werden. Ernste Folgen hat eine Divertikulitis meist nicht, es sei denn, die Entzündung breitet sich weiter aus. Meist klagen Betroffene über Schmerzen im linken Unterbauch. Durchfall ist neben Fieber und Blähungen eines der Anzeichen für eine Divertikulitis.
Chronische Darminfektion:
Dies ist ein sehr seltenes Krankheitsbild. Meist verlaufen Infektionen durch Bakterien oder Viren akut und klingen spätestens nach zwei Wochen wieder ab. In manchen Fällen kann es allerdings vorkommen, dass sich Parasiten in der Darmwand festsetzen und vermehren.Potenzielle Erreger chronischer Infektionen können sein:
Dickdarmtumore: Die meisten Tumore, die den Verdauungstrakt betreffen, sind im Dickdarm angesiedelt. Die Symptome kommen schleichend. Das wohl alarmierendste davon ist Blut im Stuhl. Doch auch Durchfall – häufig im Wechsel mit Verstopfungen – kann auf eine Tumorerkrankung des Dickdarms hindeuten.
Schilddrüsenüberfunktion:
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion produziert die Schilddrüse zu viele Hormone. Das bleibt im Organismus nicht lange ohne Folgen. Durch die vermehrte Hormonproduktion werden andere Körperfunktionen praktisch grundlos angekurbelt. Das bringt das System aus dem Gleichgewicht. Neben Gewichtsverlust oder Herzrhythmusstörungen kann auch Durchfall ein Hinweis auf eine Schilddrüsenüberfunktion sein.
Durchfall muss nicht immer von einer Erkrankung kommen. Auch organische Schwächen können Ursprung des Symptoms sein. Etwa wenn Bauchspeicheldrüse und Leber zu wenige Verdauungssäfte produzieren, die zur Aufspaltung der Nahrung dienen. Die Folge davon ist, dass die Nahrung unverdaut in den Dickdarm gelangt. Dieser will den Darminhalt schnell los werden und Durchfall entsteht.
Manche Medikamente wirken sich bei oder nach der Einnahme in Form von Durchfall aus. Im Normalfall halten die Symptome nicht lange an. Gerade nach der Einnahme von Antibiotika kann es allerdings sein, dass die Darmflora aus dem Gleichgewicht kommt und der Körper mit Durchfall reagiert. Das kann erst bis zu acht Wochen nach Einnahme zu merkbaren Symptomen führen, was die Ursachenfindung oft erschwert. Betroffene assoziieren den Durchfall dann nicht mehr mit der Einnahme des Medikaments. Bekannt ist das Auftreten von chronischem Durchfall auch in Zusammenhang mit der Behandlung von Krebs (Chemotherapie und Strahlenbehandlung). Hier kommt es zu einer Schädigung der Darmschleimhaut.
Dass die Psyche gravierende Auswirkungen auf unsere körperliche Verfassung hat, ist hinlänglich bekannt. Das trifft insbesondere auf unser Verdauungssystem zu. Stress in Form von Überlastung, Angst oder Trauer kann die Verdauungstätigkeit beeinflussen. Der Körper will Nahrung dann schneller wieder loswerden. Dadurch befördert er sie rasch durch den Darm und scheidet sie in Form von Durchfall aus.
Störung der hormonellen Abstimmung
Hinter einer als psychosomatisch bezeichneten Ursache für Verdauungsschwierigkeiten wie Durchfall kann auch ein Problem in der inneren Abstimmung des Körpers stecken. Bei der Verdauung wirken die Organe Magen, oberer Dünndarm, Bauchspeicheldrüse und Leber zusammen. Sie verwenden zur Kommunikation Hormone. Dahinter stecken komplexe Vorgänge, die im Bereich des Solarplexus (Nervengeflecht zwischen Brustbein und Bauchnabel) für Störungen anfällig sind. Das kann sich unter anderem in Form von Durchfällen oder Krämpfen äußern.
Sportliche Aktivität wirkt sich auf die Verdauung aus. Im Normalfall positiv, indem der Verdauungsprozess angeregt wird. In manchen Fällen führt Sport aber auch zu unerwünschter Darmaktivitäten. Während Radfahrer:innen eher über Sodbrennen klagen, haben Läufer:innen häufig Durchfall. Mittels Studien konnte nachgewiesen werden, dass körperliche Bewegung die Verweildauer der Nahrung im Darm verkürzt. Besonders im unteren Darmbereich geht es dann schneller voran. Je stärker die Belastung ist, desto größer wird auch der Einfluss auf den Magen-Darm-Trakt.
Die Frage nach der richtigen Vorbeugung von chronischem Durchfall ist nicht immer leicht zu beantworten. Da Durchfall Symptom einer Vielzahl an Erkrankungen ist, geht es eigentlich um die richtige Vorbeugung der Primärerkrankung. Mit einem gesunden Lebensstil schafft man die beste Basis dazu.
Die folgend genannten Präventionen sind Empfehlungen zur Vorbeugung. Sie ersetzen keine ärztliche Beratung oder Behandlung.
Zu einem gesunden Lebensstil gehören:
Ursache |
Vorbeugung / Hilfe |
Nahrungsmittelunverträglichkeit |
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Nahrungsmittelallergie |
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Unverträglichkeit von Nahrungsmittel-Zusatzstoffen |
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Fehlbesiedlung im Darm |
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Candida Infektion |
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Morbus Crohn |
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Colitis ulcerosa |
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Divertikulitis |
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Angina abdominalis |
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Reizdarm |
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Chronische Darminfektion |
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Exsudative Gastroenteropathie |
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Malassimilation |
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Gastrinom |
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Dünndarmtumor |
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Dickdarmtumor |
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Addisonkrankheit |
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Amyloidose |
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Chronische Prankreatitis |
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Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 |
Typ 1:
Typ 2:
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Mukoviszidose |
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Schilddrüsenüberfunktion |
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Psyche (Angst, Stress, Trauer) |
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Sport-Diarrhö |
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Durchfall tritt meist akut auf, kann aber auch chronisch werden. Mediziner sprechen von einer chronischen Diarrhö, wenn die Symptome länger als 14 Tage andauern.
Von chronischem Durchfall spricht man dann, wenn über einen Zeitraum von mehr als 14 Tagen mehrmals täglich meist weicher oder flüssiger Stuhl abgesetzt wird. Auch das Stuhlvolumen ist bei Durchfall erhöht.
Chronischer Durchfall gehört auf jeden Fall näher betrachtet und behandelt. Er kann auf eine Fehlbesiedlung des Darms, aber auch auf eine unter Umständen schwerwiegende Erkrankung hindeuten.
Ist die Ursache für den chronischen Durchfall gefunden, kann man eine passende Therapie wählen. Handelt es sich um eine Fehlbesiedlung des Darms, kann dieser mit einer Probiotika-Kur entgegengewirkt werden. Viele ursächlichen Erkrankungen können gut behandelt werden. Manche Krankheiten, wie etwa Morbus Crohn, sind jedoch nicht heilbar.
Zunächst müssen Flüssigkeits- und Salzverlust umgehend ausgeglichen werden. Dann sollte von einem Mediziner eine ausführliche Anamnese mit anschließender Therapie durchgeführt werden, um der Ursache des chronischen Durchfalls auf den Grund zu gehen.
Chronischer Durchfall kann infolge eines ungesunden Lebensstils und eine darauf folgende Fehlbesiedlung des Darms entstehen. Auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Krankheiten kommen als Quelle infrage.
Volkmann, Peter-Hansen (2019), Darm gesund Mensch gesund, ganz einfach, 2. Auflage, Lübeck
Münzing-Ruef, Ingeborg (2000), Kursbuch gesunde Ernährung. Die Küche als Apotheke der Natur, 21. Auflage, München
Von Au, Franziska (2017), Die Haus-Apotheke. Bewährte Naturheilmittel zur Selbstbehandlung, 5. Auflage, München
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